Sonntag, 17. Juni 2012

Die soziale Wirkung von Discountern


Immer wieder stehen die Discounter in den Negativschlagzeilen mal beschweren sich wohlhabende und hoch subventionierte Personen (Sie nennen sich Bauern, weil es Sympathie bringt) über zu geringe Nahrungsmittelpreise; Aus demselben Grund beschweren sich auch Leute aus dem Umweltschutzbereich, die nebenbei noch die Dreistigkeit besitzen sich links zu nennen. Auch stehen manchmal die Arbeitsbedingungen in der Kritik. Dabei sind im Discount es die besseren im Lebensmitteleinzelhandel, besser als in Bio-Märkten, und besser als in Supermärkten. Das und warum die Discounter eine Säule unseres Sozialstaates ist, im Folgenden:

Preisniveau
In Deutschland ist das Preisniveau bei Lebensmitteln -insbesondere bei Nichtmarkenartikeln- besonders niedrig. Das hat mit dem hohen Marktanteil der Discounter zu tun. Denn einerseits haben Discounter durch ihr auf Effizienz ausgerichtetes Konzept das Potential sehr geringe Preise anzubieten. Die Deutschen kaufen besonders gerne bei Discountern ein, auch diejenigen die es vom Einkommen "nicht nötig haben". Entsprechend hochpreisige Autos auf den Parkplätzen der Discounter stehen für dieses Einkaufsverhalten. Genau das ermöglicht eben den hohen Marktanteil der Discounter. Dies hat zwei folgen: Dadurch ist es möglich das sowohl die einzelnen Discounterketten ein sehr dichtes Filialnetz und dadurch sehr geringe Kosten, als auch das es mehrere, je nach zählweise vier, Aldi (Nord und Süd), Lidl, Netto-Marken Discount und Penny, Discounterketten, welche untereinander die Marktsituation eines intensiven Wettbewerbs erzeugen. Diese Wettbewerbsintensität führt dazu dass die niedrigen Kosten an die Kunden weitergegeben werden. Auch führt es dazu dass in den Supermärkten das Preisniveau gering ist. Aber eben diese Situation von einer relativ großen Anzahl an Ketten, welche trotzdem über ein dichtes Filialnetz eine effiziente Kostenstruktur haben ist eben nur deswegen möglich weil auch die große Teile der Mittelschicht und darüber die Güter des täglichen Bedarfs in Discountern einkaufen. Erst das führt letztendlich dazu das sich gesund zu ernähren in Deutschland besonders günstig ist. In anderen europäischen Ländern ist dies anders, so gibt es zwar auch in Frankreich Aldi und Lidl. Weil dort aber nur die Leute einkaufen die es müssen, ist die Anzahl an Discountern sehr gering. Dies führt einerseits dazu das die Discounter höhere Kosten haben und andererseits dazu das der Preiswettbewerb zwischen den Discountern eher gering stattfindet und die Discounter so nur schauen unter den großen französischen Supermärkten zu bleiben. Diese wiederum sehen sich kaum gezwungen auf die Präsenz der Discounter zu reagieren, da es kaum Discounter gibt. Das führt zu einem höheren Preisniveau in beiden Formen des Lebensmitteleinzelhandels.

Arbeitsbedingungen
Oft werden die Discounter kritisiert, wegen den Arbeitsbedingungen. Der Hauptgrund ist meiner Meinung nach das geringe Preisniveau. Der einzelne denkt dass das geringen Preisniveau in den Discountern durch schlechte Arbeitsbedingungen entsteht. In einem Supermarkt käme man dagegen nicht auf die Idee, das Preisniveau ist ja nicht so gering. Jedoch entsteht das Preisniveau vor allem aufgrund der effizienten Arbeitsabläufe. Während in einem Supermarkt jede einzelne Flasche in ein Regal geschoben wird, werden in Discountern Euro- oder Düsseldorfer Paletten (halbe Europaletten) mit dem Hubwagen durch die Filiale geschoben. Daher benötigt es keine geringeren Löhne. Im gegenteil: In Supermärkten werden in sehr großem Umfang Aushilfskräfte beschäftigt die die Regale nachfüllen und andere Tätigkeiten verrichten. Diese werden in der Regel nicht tariflich, in jedem Fall nur sehr viel geringer, bezahlt. Man erkennt diese an ihrer nicht vorhandenen oder vom Stammpersonal abweichenden Dienstkleidung. In Discountern gibt es dies auch, jedoch nur sehr vereinzelt. Einen Hinweis für diese Zustände war als Lidl -im Zuge medialer Bedrängung- einen Mindestlohn von zehn Euro forderte. Dies lässt sich leicht machen in einem Unternehmen in dem quasi kaum einer weniger als zehn Euro verdient - bei der Konkurrenz dies aber die Regel ist. Discounter sind also eher opfer geringer Löhne ihrer Konkurrenz, statt aktive Lohndrücker. Dies machen die natürlich nicht aus Gutmenschentum heraus, sondern weil Sie eine zuverlässige Belegschaft benötigen, die die auf Effizienz orientierte Betriebsform erst ermöglicht. In Biosupermärkten -dem gefühlten Gipfel des "alles richtig machens"- werden regelmäßig sehr schlechte Löhne bezahlt, die sich häufig auch nicht am Tarifvertrag orientieren. So war es eine kleine Mediensensation, das der Marktführer Allnatura Tariflöhne zahlt. Aldi zahlt über Tarif und dafür kostet das Essen dort die hälfte. Aber die Diskussion über den ökologischen und gesundheitlichen Mehrwert von biologischem Essen, und wo er vorhanden sein mag, wo er schlichte Einbildung ist, ein anderes mal.

Anmerkung: Ich sage nicht das die Arbeitsbedingungen im bei den Discountern paradiesisch sind, sondern nur dass Sie besser sind als bei den Konkurrenten im Einzelhandel, und das trotz der geringen Preise, denn diese entstehen über eine hohe Produktivität, nicht über geringe Preise.

Offtoppic: Mehrwert der Nichtdiscounter
Das passt hier nicht ganz rein, da ich mich mit sozialen Aspekten beschäftigt habe, aber nun möchte ich mich mal mit dem Beschäftigen was man bei regulären Supermärkten zusätzlich für sein Geld bekommt; Bioessen lass ich jetzt mal außen vor, da dies ein eigenes Themenfeld ist, und der Übergang zu quasi religiösen und esotherischen Argumentationen fließend ist. In einem regulären Supermarkt gibt es in der Regel einen Grundbestand an Hausmarken die die gleichen Preise haben, wie die Hausmarken der Discounter. Nur sind diese natürlich schwerer zu finden, und wenn man Sie ausschlich kauft, muss man publikumswirksam seine Sparsamkeit offenlegen, was in einem Discounter nicht auffällt. Auch dürften diese Waren, aufgrund des geringeren Warenumschlags dieses Teilsortiments im schnitt älter sein als in einem Discounter bei dem dies das Regelsortiment darstellt.
Die anderen Waren -und um die geht es hier- sind zum größten Teil die gleichen wie bei einem Discounter, nur das hier Markenhersteller mehr Aufwand betrieben haben um dies als solches darzustellen und zu bewerben. Die frischen Gemüseabteilungen sind bei Supermärkten auch häufiger Aufwendig beleuchtet und werden mit Wasser benebelt. Das macht zwar das Gemüse nicht frischer - lässt es aber frischer erscheinen.

Summa Sumarum: Es gibt zweifelsfrei mehr Auswahl. Aber vor allem zahlt man in Supermärkten viel mehr Geld in die Taschen der Werbe und Marketingindustrie. Dies macht den Großteil des Preisunterschiedes aus - neben höheren Margen für die Markenhersteller von Lebensmitteln.


2 Kommentare:

Hier bitte Ihren Kommentar eingeben